Für Kund:innen und Personal haben die Stadtwerke Wedel ein völlig neuartiges Kommunikationsmittel entwickelt. Es wirkt unmittelbar und nachhaltig.
Wenn Monteure im Außendienst das Ergebnis eines Strategieprozesses auf ihren Fahrzeugen abbilden wollen, ist das zumindest ungewöhnlich. Im Normalfall nämlich liefern Workshops zwischen Führungskräften und Beratungsteams umfangreiche Präsentationen oder komplizierte Organigramme, die den Menschen auf der Straße oder im Unternehmen nicht viel sagen. Das ist kaum verwunderlich, denn in einem zunehmend komplexen Marktumfeld werden die Aufgaben, Strukturen und Prozesse selbst bei kleineren Versorgungsunternehmen immer vielfältiger und komplexer.
Auch bei den Stadtwerken Wedel hat sich seit der Gründung vor über 100 Jahren viel getan: Das Unternehmen ist heute einer der wichtigsten regionalen Gas-, Wasser- und Energieversorger in Schleswig-Holstein. Darüber hinaus bieten die Stadtwerke Wedel ihren Kunden Energiedienstleistungen und -services sowie Telekommunikationslösungen mit modernster Glasfasertechnik an. Seit 2007 ist das Unternehmen deutschlandweit mit Eigenmarken in den Sparten Strom und Erdgas aktiv. Auch E-Mobilität, Contracting oder dezentrale Erzeugungsanlagen sind Bestandteil des Unternehmens-Portfolios. Um erfolgreich zu bleiben, entwickeln sich die Stadtwerke Wedel kontinuierlich weiter. Die Energiewende wird vorangetrieben, neue Produkte und Services für neue Kundengruppen entstehen, die Digitalisierung schreitet voran.
Zeigen, wer wir sind
Für Dirk Bammann, Leiter Betriebswirtschaft und interne Unternehmenssteuerung bei den Stadtwerken Wedel, liegt hier – jenseits der praktischen Umsetzung – auch eine große Herausforderung: „Es gibt bei uns unglaublich viele tolle Ansatzpunkte für Mitarbeitende, Kundinnen und Kunden, Investoren oder auch externe Dienstleister. Aber durch diese Vielfalt und die wachsende Komplexität unseres Geschäfts wird es eben auch immer schwieriger, zu vermitteln, wer wir eigentlich sind und was wir genau tun“, erläutert er. „Dadurch entsteht Distanz nach innen und außen. Das ist nicht gut, denn wir können nur erfolgreich sein, wenn es uns gelingt, Menschen für uns zu gewinnen und an uns zu binden.“ Daher wollte Bammann gegensteuern und holte Big Pictury und E1 Management Consulting an Bord, ein Beratungsunternehmen, das sich auf Managementberatung in der Energiewirtschaft spezialisiert hat. Ein wichtiger Aspekt im Projekt war die Weiterentwicklung bestehender Fachkräfte. „Unser Ziel war es, ein Gesamtbild des Unternehmens zu entwickeln, das transparent die Aufgabengebiete der Stadtwerke Wedel aufzeigt, das Verständnis für die einzelnen Rollen im Unternehmen schärft und zeigt, wie die einzelnen Bereiche miteinander zusammenhängen“, erklärt Dirk Bammann. Dabei sollte den Mitarbeiter: innen und anderen Stakeholdern auch die stetig zunehmende Komplexität der Energiebranche sowie die Kernziele der SW Wedel – Kundenorientierung, Lokalität und Nachhaltigkeit – verdeutlicht werden. „Zudem wollten wir zur Kommunikation anregen, denn nur im Gespräch entstehen Verbesserungen, Zukunftsvisionen und Optimierungsideen.“
Das große Bild
Der Wunsch, ein Gesamtbild der Stadtwerke Wedel zu zeigen, war tatsächlich wörtlich gemeint – und genau hier kommt Big Pictury ins Spiel. Das Hamburger Unternehmen visualisiert komplexe Zusammenhänge und zählt zahlreiche große Player, auch am Energiemarkt, zu seinen Kunden. Die Idee für diese sehr spezifische Leistung entstand aus einem Projekt mit der Lufthansa – und aus einem Kinderbuchkonzept, wie Geschäftsführer Wolf Wienecke berichtet: „Wenn man Kindern zeigen will, was in einem Zoo, einer Feuerwehrwache oder einem Krankenhaus alles passiert, wer welche Aufgabe hat und wie das alles miteinander verwoben ist, schaut man mit ihnen ein Wimmelbuch an – und erlebt, dass sie sich sofort darauf einlassen, ganz viel spontan verstehen, aber auch Fragen und neue Ideen entwickeln.“ Genau das wolle man auch in der internen und externen Kommunikation von Unternehmen oder Organisationen erreichen. „Wir haben das Konzept weiterentwickelt und bemerkt, dass es tatsächlich funktioniert – gleichgültig, ob man den jeweiligen Zielgruppen einfach einen Gesamtüberblick über die Strukturen und Prozesse eines Unternehmens vermitteln, einen Veränderungsprozess erläutern oder die strategische Weiterentwicklung des Geschäfts begleiten möchte“, erzählt Wienecke. Zwischenzeitlich habe Big Pictury die Umsetzung so weit professionalisiert, dass das jeweilige „große Bild“ mit sehr überschaubarem zeitlichem und finanziellem Aufwand zu entwickeln sei.
Umsetzung in kurzer Zeit
Auch bei den Stadtwerken Wedel beanspruchte das Projekt nur wenige Ressourcen. „Im Rahmen weniger Workshops wurden der bestehende Status Quo, die ‚DNA‘ der Stadtwerke Wedel sowie deren Vision für die Zukunft des Unternehmens analysiert“, berichtet Dirk Bammann. Dabei wurden beispielsweise die Kernprozesse der Stadtwerke Wedel entlang der gesamten Wertschöpfungskette, also Erzeugung, Technik, Handel, Vertrieb einschließlich Dienstleistungen, Kaufmännischer Service, Messstellenbetrieb etc. identifiziert und Zielkunden klar benannt. Da sämtliche Prozesse des Stadtwerkes letzten Endes auf diese Kunden ausgerichtet sind, entstanden in diesem Prozess viele Szenen mit Privat- und Geschäftskunden. „Diese verdeutlichen, welche Leistungen und Services die einzelnen Bereiche für unsere Kunden erbringen, wer eingebunden ist und wie das alles zusammenhängt“, erklärt Bammann. Darüber hinaus wurden die wesentlichen lokalen Gebäude und Gebiete für die Bilderstellung herausgearbeitet und durch Big Pictury nachgebildet. Alle Abteilungen tauchen in der Darstellung auf und alle waren von Beginn an in die Umsetzung eingebunden – schließlich sollten sich alle Mitarbeiter:innen im großen Gesamtbild wiederfinden. Aufgrund des hohen Auslastungs- grades der Stadtwerke Wedel übernahmen Big Pictury und E1 die Moderation sowie Vor- und Nachbereitung. Das eigentliche Projektteam wurde nur einbezogen, wenn dies unbedingt nötig war. „Die Arbeit mit visuellen Komponenten erleichtert auch solche Prozesse“, berichtet Wolf Wienecke. Änderungswünsche etwa könnten an einem Bild ganz einfach und konkret besprochen und umgesetzt werden. Insgesamt habe schon die Entwicklungsarbeit viel Positives angestoßen, bestätigt auch Dirk Bammann: „Dass die eigene Arbeit plötzlich als Szene im großen Bild der Stadtwerke Wedel auftaucht, hat tatsächlich bei den Kollegen und Kolleginnen sofort etwas bewirkt. Sie haben sich wertgeschätzt und als Teil eines großen Ganzen gefühlt“, berichtet er. Vieles sei klar geworden und es habe sofort ein reger Austausch begonnen.
Veranschaulichung und Gesprächsanlass
Heute hängt das Big Picture in Form großformatiger Ausdrucke in vielen Geschäftsräumen und im Kundenzentrum der Stadtwerke Wedel. „Immer wieder stehen Menschen vor dem Plakat, beschäftigen sich mit den Inhalten, verstehen und staunen, was wir alles machen oder stellen Fragen – genau das wollten wir erreichen“, freut sich Dirk Bammann. Die Kundenberater:innen nutzten das große Bild ebenfalls, um Zusammenhänge und Leistungen zu erklären. Tatsächlich bewähre sich das „Wimmelbild“ praktisch überall, wo die Vertreter:innen der Stadtwerke Wedel das Unternehmen und seine Aufgaben im Außenkontakt erläutern möchten. „Ob in Bewerbungsgesprächen, in der Zusammenarbeit mit Dienstleistern, bei Terminen mit Geschäftskunden oder öffentlichen Veranstaltungen – die meisten Menschen, mit denen wir reden, sind nun einmal keine Experten für Energiewirtschaft“, sagt Dirk Bammann. „Da hilft uns die Visualisierung sehr.“ Zusätzlich sorgt das Big Picture in den sozialen Medien und im Zuge von aktuellen Kampagnen für Aufmerksamkeit und Interesse.
Dynamische Planungshilfe
Bei internen Entwicklungs- und Digitalisierungsprojekten erweise sich das Gesamtbild ebenfalls als besonders hilfreich, berichtet Bammann. „Wenn wir beispielsweise einen neuen Service oder eine neue Sparte planen, können wir am Big Picture sehr gut diskutieren, wo wir das aufhängen können, wer eingebunden werden muss und so weiter.“ Das Gleiche gilt für Änderungen in den internen Prozessen oder bei der Entwicklung von Fachkräften. „Und das Beste ist: Alle Beteiligten reden immer sofort mit, entwickeln Ideen und Vorschläge – das bringt enorm viel.“ Sind Änderungen beschlossen oder neue Aktivitäten umgesetzt, ist das Bild schnell anzupassen, wie Wolf Wienecke ergänzt. Die Grafiken seien insgesamt modular aufgebaut, für vieles gäbe es bereits Bildbibliotheken. Das große Bild ist daher genauso offen und flexibel wie das Unternehmen, das es nutzt.
„Unsere Mitarbeiter:innen sind begeistert. Die Komplexität unserer Branche und die Aufgabenvielfalt der Stadtwerke konnten mit dem ‚großen Bild‘ sichtlich reduziert werden.“
Dirk Bamann, Leiter Betriebswirtschaft und interne Unternehmenssteuerung, Stadtwerke Wedel
Ein herzlicher Dank gilt Petra Quenel vom 50,2 Magazin für das Verfassen dieses Gastbeitrages.